
Der Reflexionskurs «Sex und Gender» erarbeitete im Frühjahrssemester 2009 erstmalig eine öffentliche Ausstellung, die im Bibliotheksgebäude der Universität gezeigt wurde. Die Ausstellung zeigt, wie Geschlecht in unserem Alltag, beim Essen in der Mensa, aber auch auf den Verkaufsflächen bei H&M, in Vorabendserien und im US-Wahlkampf inszeniert werden. Die Ausstellung wurde finanziell durch die Frauenkommission der Universität unterstützt.
Über den Kurs »Sex und Gender«
Die 53 Studierenden, die im Frühjahrssemester 2009 am Kurs teilnahmen, setzten sich in zwölf Sitzungen zu jeweils vier Stunden intensiv mit verschiedenen Aspekten der Konstruktion von Geschlecht im öffentlichen Raum und der Populärkultur auseinander. Dabei stellten sie sich u.a. die folgenden Fragen: Wie entsteht eigentlich die Geschlechtsidentität von Personen? Welche Rolle spielen Hetero-, Homo-, und Transsexualität in unserer Kultur? Was für verschiedene Lebensformen und -entwürfe sind für Männer und Frauen lebbar? Welche Bedeutung hat dabei eine geschlechterdifferenzierende Arbeitsteilung?
Im Seminar wurden gemeinsam verschiedene theoretische Zugänge, u.a. von Foucault, Goffman, West und Zimmerman, Kessler und McKenna, Butler, Perrot und Freud behandelt. Beispiele aus dem öffentlichen Raum und der Populärkultur verdeutlichen, wie relevant und allgegenwärtig die analysierten Phänomene auch noch heute sind. Abgerundet wurde der Unterricht mit Vorträgen externer Fachleute wie auch mit Kurzreferaten der Studierenden.
Dabei drehte sich das Nachdenken, Analysieren und Diskutieren immer wieder um den Begriff «Gender». Es ist ein in den 60er Jahren des letzen Jahrhunderts aufgekommener Begriff, mit dem Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen das Geschlecht in einen biologischen Teil (sex) und einen sozialen Teil (gender) unterteilen. Gendertheorien gehen noch einen Schritt weiter und betrachten diese beiden Teile als soziale, historische und kulturelle Konstruktionen. Verdeutlicht wird dies durch den Begriff des «Doing Gender»: Geschlecht ist nicht einfach angeboren, sondern wird gemacht. Und es ist eingelagert in gesellschaftliche Strukturen, historische Referenzsysteme und alltägliche Interaktionen , z.B. in Schule, Beruf und Freizeit, aber auch im öffentlichen Raum und der Populärkultur.
Dozierende: Dr. Ivan Farron und Prof. Dr. Julia Nentwich